Der Fahrzeugteil


Der Maschinenwagen 137 901 a

Der Schnelltriebwagen "Berlin"  wurde aus vier, auf jeweils Einzeldrehgestellen  gelagerten Fahrzeugteilen gebildet. Wegen des 11 t schweren sowie über 4 m langen Dieselmotors wurde dieser mittig mit starr angeflanschten Generator in einem separaten Triebkopf untergebracht. Dazu musste der untere Teil der Fahr- zeugzelle bis zur Höhe der Fensterunterkante als steifer Tragrahmen zur direkten Aufnahme des Motors ausgebildet werden. Das Kastengerippe oberhalb entstand aus leichten Pofilen mit verschweisten Blechen, im Bereich des Motors ebenso wie das Dachsegment abnehmbar.

Kastengerippe des Maschinenwagens, aus Elsners Taschenbuch 1939

Vor dem Hauptdieselmotor war der Hilfsdiesel, seitlich davon an den Seitenwänden die Blöcke der Kühlanlage angeordnet. Oberhalb dieser befanden sich auf dem Dach zwei elektrisch angetriebene Ventilatoren, zum Ausbau des Hilfsdiesel als abnehmbare Baugruppe.  Am vorderen Ende mit 1,4 m frei von Motoreinbauten (und damit erstmals ausreichende Schall- und Wärmeisolation) der Führerraum.  Dem Hauptdiesel nachgeordnet waren jeweils ein mit Außentüren versehener Gepäckraum sowie Postabteil.

In dem innen liegenden Drehgestell des SVT "Berlin" waren zwei der insgesamt vier vorhandenen elektrischen Fahrmotore untergebracht. Die wie die Laufdreh-gestelle einen einheitlichen Achsstand von 3 m aufwiesen, im Gegensatz zu den Maschinendrehgestellen anderer SVT-Bauarten mit größeren Achsstand. Die Triebdrehgestelle verfügten über Radsätze mit einem Durchmesser von 1000 mm, die der Laufdrehgestelle von 930 mm. Ausgeführt waren die Drehgestelle der Grundbauart Görlitz aus Blechen und Profilen in geschweißter Ausführung, die Sekundär- sowie Primärfederung  als Blattfedern.

Alle Drehgestelle im Schnelltriebwagen verfügten neben der Druckluftbremse über eine Feststellbremse sowie mit Ausnahme der Triebdrehgestelle über Knorr- Magnetschienenbremsen der Bauform DD 125. Als Druckluftbremse fand eine elektrisch angesteuerte Druckluftbremse der Bauart Hildebrand-Knorr Hikss mit Hochbremsung (200 %, unterhalb 60 km/h 75 % Bremswirkung) Verwendung. Die Druckluft-Bremszylinder wirkten auf ein Klotzbremsgestänge. Weiterhin waren alle Drehgestelle mit einer Sandstreueinrichtung ausgerüstet.

Gekuppelt wurde der Maschinenwagen mit den 3-teiligen Wagenzug  mittels einer selbsttätigen Scharfenberg-Kupplung sowie zusätzlichen Leitungen. Damit war ein selbsttätiges Verfahren des Maschinenwagens zu Probefahrten bzw. Tausch gegen den Reserve-Maschinenwagen möglich. Für den Betrieb in Doppeltraktion aber auch Vorspann bzw. Schlepp mit anderen Bauarten verfügte das Fahrzeugende am Führerstand über eine Scharfenberg-Kupplung.

 

Die Mittelwagen 137 901 b / c

Die beiden aus leichten Profilen und Blechen gefertigten, über Stirnwände jeweils 22,58 m langen Wagen verfügten grundsätzlich über den gleichen Aufbau. In jedem der Wagen befanden sich neun geschlossene Abteile mit jeweils 6 Sitzplätze und ein seitlicher Gang. In den Decken der Abteile waren Lüftungsschlitze eingearbeitet, im Heizbetrieb zur Abführung der Abluft, im Sommer zur Zuführung von Frischluft. Jeder der Vorräume verfügte über einen WC-Raum, wegen deren Anordung hatten die Einstiegsräume an einem der Wagenenden nur eine, am anderen Wagenende zu beiden Fahrzeugseiten Einstiegstüren. Für bessere Einstiegs-verhältnisse waren diese mit beleuchtete sowie absenkbare Trittstufen ausgestattet, eine Abfahrt war erst erlaubt, wenn Leuchtmelder die profilfreie Endlage anzeigte. 

Gekuppelt waren die b / c - Wagen, ebenso mit dem d - Wagen mit einer im Betrieb nicht lösbaren Kurzkupplung  und jeweils einem seitlich angeordneten Puffer. Die Übergänge der drei Fahrgastwagen war mit einem inneren sowie einem äußeren, mit dem Wagenprofil fast bündigen Faltenbalg verbunden. Wegen des leichteren Tausches des Maschinenwagens verfügte der der Übergang des b - Wagens zum Maschinenwagen (neben der Scharfenbergkupplung) nur über den inneren Faltenbalg. Aus aerodynamischen Gründen wurde der Spalt zwischen diesen Wagen  mit die Stirnwände überragende Windführungsbleche abgedeckt. Damit war die Reihenfolge der b / c - Wagen festgelegt und nicht freizügig tauschbar.

 

Der Steuerwagen 137 901 d

Der mit 22,565 m fast gleich lange Endwagen verfügte über drei geschlossene Ateile mit jeweils 6 Sitzplätze und seitlichem Gang. Diesem schloss sich ein offenes, als Speiseraum genutztes Großabteil mit der Sitzteilung 2 + 1 und Tischen an für insgesamt 29 Fahrgäste an. Nach einem kleinen Vorraum mit seitlichen Einstiegstüren folgten Anrichte, eine Küche sowie der Führerstand. 

svt 137 901 bauart berlin
SVT der Bauart "Berlin" mit 137 901 d an der Spitze, Werksaufnahme MAN, Sammlung G. Dietz

Dieses Fahrzeug trotz des Gattungszeichen "BWR4üvS" als Steuerwagen zu bezeichnen, wäre nicht ganz korrekt, da das innen angeordnete Drehgestell als Triebdrehgestell mit den anderen zwei elektrischen Fahrmotore ausgebildet war. Die Kupplung an der Führerstandseite des Endwagens war als selbsttätige Scharfenberg-Kupplungausgeführt, ein Betrieb der beiden SVT 137 901 und 902 in Doppeltraktion oder auch Vorspann bzw. Schlepp mit anderen Bauarten war möglich.

svt 137 901 bauart berlin

Farbgebung

Ab Ende der 20er Jahre trugen ab dem "Rheingold" schnelle und komfortable Züge einen violett-cremefarbenen Anstrich.  Dieses Farbschema wurde 1933 auf den Schnelltriebwagen "Fliegender Hamburger" übertragen. Hatte der "Fliegende Hamburger" anfangs noch an den Stirnseiten ein cremefarbenes Farbband, wurde bei den später entstandenen die Köpfe der Fahrzeuge in diesem Bereich komplett violett gehalten. Und die violette Farbgebung halbkreisförmig in dem Übergang von den Seiten zur Stirn nach unten gezogen.

In der DV 984 "Dienstvorschrift für die Erhaltung der Wagen in den RAW", T. 8 über Anstrich und Anschriften (gültig ab 1935) war für Schnelltriebwagen festgeleg

- Wagenkasten oberhalb Fensterbrüstung                                          Creme                               RAL 20m (RAL 1001)

                               unterhalb Fensterbrüstung                                        Violett                                RAL 35h, bis 1937

                                                                                                                                                                            RAL 35m (RAL 4000), ab 1937, darüber hinaus

- Dach, Schürzen                                                                                             Weißaluminium            RAL 1h (RAL 9006)

- Schürzen                                                                                                          Graualuminium            RAL 9007

- Längsträger, Zierlinien, Beschriftung auf hellen Grund               Schwarz                            RAL 5 (RAL 9005)

- Beschriftungen auf dunklen Grund                                                      Chromgelb                       RAL 24 (RAL 1007)

 

Abbildungen des Schnelltriebwagen der Bauart "Berlin" zeigen Unterschiede gegenüber den anderen Bauarten.  Der zuvor bogenförmige violette Farbübergang in Höhe des cremefarbenen Fensterbandes hinter den Führerständen wurde bei den Schnelltriebwagen "Berlin" senkrecht ausgeführt.

Widersprüchliche Angaben finden sich zur Farbgebung der Schürzen, die jedoch im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der Fahrzeuge stehen können. Frühe s/w-Abbildungen unmittelbar nach Auslieferung noch mit unvollständig angebrachten Zierstreifen sowie fehlender Längsträgerbeschriftung zeigen die Schürzen im gleichen Helligkeitston (Farbton) wie den Wagenkasten unterhalb der Fensterbrüstung. Und auf graphische Darstellungen tragen die Schürzen einen violetten Farbton.

Auf späteren Abbildungen mit Rahmenbeschriftungen zeigen die Schürzen einen veränderten Helligkeitston (137 901 und 902 unterschiedlich?). Eine Ableitung von Farbtönen aus Helligkeitsgraden bei s/w-Aufnahmen ist zwar nicht möglich, der kurze Aufnahmezeitraum spricht jedoch gegen unterschiedliche Glanzgrade als Ursache. Die helle Wiedergabe der Schürzen läßt auf einen graualuminien oder auch grauen Farbton wie bei den anderen Schnelltriebwagen schließen.

Unterschiede zu den anderen Bauarten finden sich bei der Ausführung der Zierlinien. Die Zierlinie unterhalb des Fensterbandes ist als sehr breite schwarz-creme-schwarz-creme-schwarz Linie ausgeführt. Ebenso die Zierlinie am oberen Wagenkastenrand, ausgeführt als schwarz (noch Unterkante Dach)-creme-schwarze Linie.

Farbdarstellung des SVT "Berlin" in einem Nachkriegs-Prospekt von MAN, Sammlung Morgenstern
Farbdarstellung des SVT "Berlin" in einem Nachkriegs-Prospekt von MAN, Sammlung Morgenstern